Linien im Bereich der Allee (M.-Brauer-Allee) und der Holstenstraße

 Zwischen Hamburg und Altona hatte die "Hamburg Altonaer Pferdebahn" (HAPf) seit dem 15.04.1878 eine gewinnbringende Pferdebahnverbindung über die Große Bergstraße und die Königsstraße hergestellt.    Einer neuen Gesellschaft, der HANWTC (Hamburg Altona North Western Tramway Co.)  blieb dann nur mehr der Betrieb in das nördlichere Altona und nach Eimsbüttel. Aus ihr wurde später die HAT (Hamburg-Altonaer Trambahngesellschaft)

Die erste Linie dieser Gesellschaft war der Altonaer Ring über Allee, Palmaille, Gr. Freiheit und Schulterblatt, der am 31.05.1882 eröffnet wurde (ab 1900 = Linie [27]]. Am 28.09.1883 kam eine weitere Linie hinzu (ab 1900 = Linie [29]), die von der Kreuzung Allee / Holstenstr über P.-Roosen-Str (damals Gr. Roosenstr) bis zum Millerntor fuhr. Erst am 01.04.1888 konnte sie nach Hamburg hinein bis zum Rödingsmarkt verlängert werden. Sie schloss auch den am Gählersplatz liegenden Bahnhof der AKN an, der am 06.09.1884 eröffnet worden war.

Im "Sommer" 1893 wurde diese Linie dann am anderen Ende bis zum Bhf. Holstenstr. verlängert. Gleichzeitig wurde die AKN entsprechend zurück genommen. Bis 1912 lag der Bahnhof an der am 01.05.1893 eröffneten Station Holstenstr. der Verbindungsbahn. 

Was geschah noch in Altona 1893? Der noch heute bestehende Fußballclub "Altona 93" wurde gegründet. Sein Sportplatz ist allerdings in Ottensen.


Auch eine Strecke über Weidenstr, Norderreihe, Gr. Gärtnerstr (Thadenstr) zum Neuen Pferdemarkt in Hamburg wurde im Rahmen der Bahrenfelder Konzessionen gebaut, aber nie befahren. Noch 1904 taucht diese Strecke auf Vermessungskarten auf. (hier grau gezeichnet - siehe Stadtplanauschnitt 1905 weiter unten)
Während die SEG ihre Linien 1894 bis 1896 elektrifizierte und auch die Zentralbahn 1896 damit durch war, verzögerte sich diese Maßnahme bei der HAT. Mit einer finanziellen Kraftanstrengungen kamen erst die beiden Eimsbüttler Linien (später [15] und [16]) unter Strom. Dann wurde eine neue Linie ab 09.02.1898 gleich elektrisch eröffnet - von der Altonaer Hafenstr über Alsenplatz zur Christuskirche, ab 1900 die Linie [30].

Nachdem auch die spätere [29] am 06.05.1898 und die spätere [27] am 11.12.1898 elektrifiziert wurden, kamen noch zwei Linien nach Bahrenfeld hinzu, eine über Bahrenfelder Steindamm (22.07.1898 - ab Sommer 1900 Linie [9]) und die andere über  Friedensallee (12.02.1899 - ab Sommer 1900 Linie [25]). Da jetzt 3 Linien durch die P.-Roosen-Str fuhren, wurde ab Februar 1899 ein Gegengleis durch die Gilbertstr gelegt (damals Gustavstr). Vorher fuhr man durch das Südende der Holstenstr zur Chemnitzstr in Richtung Bahrenfeld.

Am 01.02.1900 wurde die Holstenstraßen-Linie noch bis zu den Altonaer Friedhöfen verlängert. Dann war aber die HAT so klamm, dass sie von der SEG ab 01.04.1900 übernommen wurde


 

Linie [9]  fuhr ab 14.12.1900 bis 30.09.1901 teilweise durch bis Blankenese im Verbund mit der Blankeneser Bahn. Über eine Strecke durch die Scheel-Plassen-Str  und dann über Barnerstr zum Hohenzollernring bildete die Blankeneser Bahn in Ottensen eine Schleife. Das funktionierte so: Jeder 2. Zug der Linie [9] fuhr direkt über Barnerstr. nach Blankenese und gleichzeitig startete ein Pendelwagen der [9] von Altona nach Bahrenfeld (ebenfalls über die Scheel-Plessen-Str.). Fuhr die [9] direkt nach Bahrenfeld, startete gleichzeitig am Bhf. Altona ein Zug nach Blankenese.

Ab 01.08.1903 wurden die Linien [9] und [25] wieder bis St. Pauli zurück genommen. Die beiden Bahrenfelder Linien endeten seitdem am Rödingsmarkt. Die Strecke über Bahrenfelder Steindamm erhielt die Nummer [31] und die Strecke über Friedensallee die Nummer [32].


 
Am 19.10.1905 ordnete die SEG ihre Linien im großen Stil neu. Auch der Holstenstraßen-Bereich in Altona war davon betroffen. Während die Zentralbahn unbeirrt ihre grünen, roten und rot-weißen Schleifen zog, kam bei der SEG einiges in Gange.

Linie [31] nach Bahrenfeld blieb die [31] und das sogar bis 29.10.1955. Dann behielt sie zwar ihre Strecke, wurde aber mit ihrer Verlängerung nach Lurup in [1] umbenannt.

Linie [32] wurde eingestellt und tauchte bald in Harburg wieder auf. Die Strecke über Friedensallee hieß jetzt erst einmal Linie [22].

Der Altonaer Ring wandelte sich zur Linie [29] und die [27] kehrte jetzt in einer großen Schleife bei der Ottensener Kirche über Klopstockstr. und um den Friedhof Ottensen. Über die Allee (M.-Brauer-Allee) gelangte sie zuerst zu Beim Schlump / Grindelberg und später sogar bis Hamm. Zu den Friedhöfen in Altona kam man jetzt mit Linie [25]. Nur die [30] zog ungeändert ihren gewohnten Weg.



Ausschnitt aus einem Stadtplan von 1905. Rechts unten in gelb die Hamburger Grenze. Der Kaltenkirchner Bahnhof lag noch beim Bahnhof Holstenstr. Über Kl. Freiheit und Gr. Freiheit führte jeweils ein Richtungsgleis des Altonaer Ringes, waagerecht sind die Einbahnstraßen-Richtungsgleise der Bahrenfelder Linien zu sehen. Durch die Bürgerstr fuhr Linie [30] zum Altonaer Hafen, die Zentralbahn hatte die Gr. Bergstr. noch allein für sich. Das ehemalige Depot der HAT an der Adolphstr (jetzt Bernstorffstr) ist noch als "Trambahn Depot" bezeichnet. Nördlich der Kl. Gärtnerstr (jetzt Stresemannstr) begann man erst mit der Bebauung. Wie bis in die 1920-er Jahre hin üblich sind zwar die Straßenbahnstrecken auf dem Stadtplan eingetragen, aber keine Liniennummern vermerkt.
Dieser Ausschnitt aus dem SEG-Liniennetzplan von April 1913 (Adler Verlag) zeigt die eigentlich ab 1905 ungeändert Situation in diesem Bereich. Über die Gr. Bergstr (unten links) ist allerdings keine Straßenbahn eingetragen. Klar, das wäre ja auch eine Linie des Konkurrenz-Unternehmens "Zentralbahn" gewesen. Da hätte der Fahrgast ja auf dumme Gedanken kommen können .....

Hier ist die Strecke der [25] schon direkt über das Nordende der Holstenstr. eingetragen. Die AKN verlegte um diese Zeit ihren Bahnhof zum Kaltenkirchner Platz und ihre Strecke neben die der Eisenbahn nach Elmshorn. So wurde die Kieler Str. (damals Pinneberger Chaussee) frei für die Straßenbahn. Ab 21.12.1913 fuhren dort die Linien [39] und [40]

Bis zum Ersten Weltkrieg tat sich an den bestehenden Linien dieser Gegend nichts. Am 06.06.1909 kam eine Verstärkungslinie "St" (wie Stellingen) hinzu, auf dem Plan hellgrün markiert. Sie sollte auch Altona gut mit dem Tierpark Hagenbeck verbinden. Ihr Dachzeichen "St" wurde später an die nach Hagenbeck fahrende Linie [16] vergeben. Diese Linie hielt sich bis mindestens 1910, maximal Ende 1913. Erstmals fuhr damit eine Linie vom Bhf. Altona direkt zum Alsenplatz, wenn auch nur zeitweise.

Nachdem die AKN den neuen Bahnhof am Kaltenkirchener Platz in Betrieb genommen hatte und die AKN-Strecke parallel der Hauptbahn bis Eidelstedt gelegt wurde, konnte ab 29.12.1913 über die Kieler Str (damals Pinneberger Chaussee) die Straßenbahn fahren. Die [39] kam von Eidelstedt zur Hafenstr. und die [40] von Langenfelde über den Bhf. Altona zur Kirche in Ottensen. Beide Linien fuhren alle 20 Minuten, so dass sie sich auf der Kieler Str. zu einem 10-Minuten.Betrieb ergänzten. Da aber die Linie [36] erst 1914 eröffnet wurde, hatte die SEG trotzdem erst 39 Linien. 

Einzige Einschränkung im Ersten Weltkrieg war am 05.12.1916 die Einstellung der Linie [40]. Eine Verbindung der Kieler Str. zum Bahnhof Altona war jetzt nur noch mittels Umsteigen an der Holstenstr / Allee in die Linien [27] oder [29] möglich. Erst in der Nachkriegszeit kam es dann am 01.07.1920 auf der Linie [22] zu weiteren Betriebseinschränkungen, denn diese Linie wurde nur noch werktags-nachmittags und -abends betrieben.

Am 01.01.1923 erlosch die Konzession der Zentralbahn. Die HHA (Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft), die ab 1920 die SEG-Linien der Straßenbahn übernommen hatte, betrieb jetzt auch die Strecken der Zentralbahn. Dazu wanderten die Bahrenfelder Linien [22] und [31] zur Gr. Bergstr. Die [22] fuhr seitdem auch wieder ganztägig.

Die alten HAT-Strecken über Wilhelmstr (Chemnitzstr) und den Eisenbahntunnel in Richtung Bahrenfeld und über Lohmühlenstr (Esmarchstr) vom Bahnhof Altona in Richtung P.-Roosen-Str wurden eingestellt. Die genauen Einzelheiten sind im Kapitel über den Kotenpunkt Altonaer Bahnhofstr beschrieben. 

Während der Inflations-Krise kam es wie bei anderen Linien auch in der Gegend um die Holstenstr. zu Betriebseinschränkungen. Linie [39] wurde statt der eingestellten Linie [40] über Allee und Bhf. Altona ab 01.07.1923 zur Ottensener Kirche umgeleitet, ab 15.08.1923 sogar bis zur neuen Kehrschleife am Bhf. Altona verkürzt. Die Linie [29] - der Altonaer Ring - wurde ab 07.09.1923 ganz eingestellt.

Linie [5] wurde in Langenfelde abgezogen und begann erst Dornbusch ihrem Weg nach Hammerbrook. Ab 10.03.1923 ersetzte sie zusätzlich die Linie [25] zu den Altonaer Friedhöfen.

Ab 23.10.1923 wurde auf der [39] nur noch ein Notbetrieb angeboten. Sie fuhr nur noch werktags-vormittags und endete bereits an der Ecke Allee / Holstenstr. Dort musste man entweder in die [5], [27] oder [30] umsteigen, um weiter zu kommen. 

Ab Frühjahr 1924 (12.03.1924) normalisierten sich die Verhältnisse. Die Linie [25] kam wie zuvor in Betrieb, da die [5] wieder in Eimsbüttel und Langenfelde gebraucht wurde. Auch die [39] bediente werktags wie sonntags ihre gewohnte Route von der Kieler Str zur Hafenstr. in Altona. 

Nur die [29] wurde noch einige Zeit von ihren Stammgästen vermisst. Erst am 17.05.1925 rückte die Linie wieder auf ihre Strecke aus.

Wie sowohl von Hamburg als auch von Altona schon 1919 geplant, wurde jetzt eine Straßenbahn-Strecke über die Stresemannstr gebaut, um Bahrenfeld "unter Umgehung Altonas" an Hamburg direkter anzuschließen. Als erste Etappe kam das Stück westlich der Kieler Str am 15.09.1927 in Betrieb. Linie [40] ab Bahrenfeld-Trabrennbahn fuhr dann erst einmal über Holstenstr. und dann gemeinsam mit der [25] über Millerntor in die Innenstadt. Auf dem östlichen Teil der Strecke über Stresemannstr wurde noch einige Zeit gebaut.

Die Linie [40] konnte ab 14.10.1929 auch den östlichen Teil der Stresemannstr unter ihre Räder nehmen und verließ so die gemeinsame Route mit der [25]. Am 15.06.1933 wurde die [40] in [12] umgenannt, so dass die Rothenburgsorter wieder ihre gewohnte Liniennummer hatten.

Ab 01.05.1934 pausierte die [29] werktags zwischen 9:00 und 15:00 Uhr und ab 01.08.1935 endete die [25] außer am Sonntag und in der Hauprverkehrszeit wie bis 1888 die Pferdebahn bereits am Millerntor.

 Die ganz kleinteilige Erschließung Altonas gab man am 15.10.1935 auf. Die Gegend um den Bahnhof hatte mehr Bedeutung gewonnen. So übernahm Linie [29] - wieder ganztägig - die Alsenplatz-Strecke der [30], die dann eingestellt wurde. 1898 eröffnet war dies die einzige Änderung im Linienweg der [30], eine sehr pflegeleichte Linie für den Verkehrshistoriker.

Die "hohen" 30-er Nummern benötigte man in Harburg für die Buslinien zum Straßenbahntarif. Daher erhielt ab 10.05.1938 die [39] jetzt die freie Nummer [30]

Ebenso wie von Barmbek bis Hammerbrook zog sich auch zwischen Eimsbüttel und dem westlichen Altona eine breite Zone der Kriegszerstörung hin. Gerade der älteste Teil Altonas um das alte Rathaus herum wurde dem Erdboden gleich gemacht. Ab Ende Juli 1943 ruhte der Straßenbahnbetrieb.

Am 03.09.43 kam dann die [12] wieder bis Hauptbahnhof in Betrieb, verstärkt ab 09.09.1943 bis 31.10.1943 von einer [12rot] zu den Landungsbrücken. Ab 01.02.1944 fuhr auch Linie [27] wieder und vom 02.01 bis 14.02.1945 wurde Linie [31] über Stresemannstr umgeleitet. Nach Kriegsende verkehrten also ab 16.05.1945 nur noch die [12] und die [27] von den Vorkriegslinien.

Ab 09.12.1946 kam dann auch die Linie [30] wieder in Betrieb, die aber von Langenfelde aus nicht mehr die zerstörte Altstadt ansteuerte, sondern den Bahnhof Altona wie von 1913 bis 1916 die [40] und 1923 kurze Zeit die Linie [39]. Die drei Strecken über Alsenplatz, zu den Altonaer Friedhöfen und durch das nördlichere St. Pauli über P.-Roosenstr / Gilbertstr wurden nicht wieder in Betrieb genommen.

Ab 01.11.1950 bot die [12] auch nachts ihren Service an. Sie fuhr dann nicht über Feldstr, sondern über H.-Hoyer-Str und Glacischaussee. 

Ab 17.05.1955 ordnete die HHA ihr Starßenbahn-Liniennetz neu. Die [12] wurde durch die [11] verstärkt (zuerst nur werktags, ohne abends) und eine neue [15] von Altona über Allee (M.-Brauer-Allee) - Schulterblatt - Gärtnerstr - Winterhuder Markt - Mundsburg - Landwehr nach Hamm bot eine neue Querverbindung an, die sehr erfolgreich war. Sie übernahm die Aufgabe der Vorkriegs-[27], nur eben etwas nördlicher über Eppendorf statt wie vorher über Harvestehude.

Linie [27] - immerhin seit 1905 unverändert auf dieser Strecke - wurde am 30.10.1956 von der Linie [8] mit übernommen und per 05.07.1957 bekam die [30] für kurze Zeit noch die Liniennummer [17]. Da auch die [35] 1954 in der [14] aufgegangen war, war jetzt [19] die höchste Liniennummer der Straßenbahn - von der Harburger  [42]  abgesehen. Die wurde dann aber auch schon am 30.09.1957 eingestellt.

Ab 29.10.1957 wurde übrigens nachts die [12] von Bahrenfeld nach Billstedt durch die [13] nach Rönneburg ersetzt.


Die S-Bahn nach Pinneberg wurde ab 1962 und bis 1967 in Etappen eröffnet. Die erste Teilstrecke ging 1962 bis Langenfelde; die AKN wurde entsprechend zurück genommen. 
Ab 10.05.1959 gab die [12] auf, die [11] übernahm allein - auch nachts - den Service über Stresemannstr. Am gleichen Tage wurde Linie [17] eingestellt. Die [8] verkürzte die HHA bis Alsterchaussee, so dass sie eigentlich eine maskierte [277] geworden war. Am 19.08.1962 wurde sie ganz eingestellt. So fuhren nur noch [11] und [15] in dieser Gegend als Straßenbahn. Beide Linien kreuzten sich an der Sternbrücke.

Ab 27.10.1963 verlegte die [11] ihren Weg statt über Lombardsbrücke durch die Kaiser-Wilhelm-Str, bot also wieder wie die [12] bis Juli 1943 eine direkte Innenstadt-Verbindung. Linie [14] wurde ab 24.09.1967 nach Altona verlagert und verstärkte die [15], allerdings nur mo - fr nicht am abend, sonnabends nicht ab Nachmittag und sonntags nur am Nachmittag. Die [15] fuhr jetzt nachts bis Altona.

Vom 12.02.1968 bis 26.05.1968 wurde auch Linie [1] über Stresemannstr umgeleitet, weil die Palmaille-Strecke wegen eines Wasserrohrbruches nicht passierbar war.

Am 27.09.1970 endete der Betrieb der [14] und [15] auf der M.-Brauer-Allee. Bis 29.06.1975 hielt Linie [11] noch die Stellung auf der Stresemannstr. Danach endete der Straßenbahnbetrieb in Altona.

 

Horst Buchholz * 25.bis 28.06.2008   

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ORTE & STRECKEN
KNOTENPUNKTE