Eppendorf im Norden Hamburgs war zwar der Ort der Kirche für weitere Dörfer wie z.B. Eimsbüttel, bekam aber erst 14 Jahre später als Wandsbek und 12 Jahre später als Eimsbüttel in Jahre 1880 Pferdebahnanschluss durch die neu gegründete SEG, die Straßen Eisenbahn Gesellschaft | Kotenpunkte des Straßenbahnverkehrs waren einerseits der Eppendorfer Markt und weiter westlich die Kreuzung Eppendorfer Baum, Eppendorfer Landstr, Lehmweg und Curschmannstr., Eppendorfer Weg (und später Lenhartzstr.), die aber nie einen prägnanten Platznamen erhalten hat. |
Die erste Pferdebahn erreichte Eppendorf am 22.07.1880. Diese Linie über Rothenbaumchaussee, Eppendorfer Markt, Winterhuder Markt und Hofweg war in ihrer Linienführung sehr stabil und bekam später die Nummer [18]. Mit der Kurve Eppendorfer Baum - Eppendorfer Landstr berührte sie als Erste die fragliche Kreuzung. Erst am 01.11.1891 war aber die Besiedlung soweit fortgeschritten, dass sich die SEG traute, eine weitere Linie dorthin zu schicken, den sogenannten "Grindelring" über Grindelallee, Grindelberg, Isestr, Lehmweg, Eppendorfer Baum und Rothenbaumchaussee (wurde in beiden Richtungen befahren). Die Pferdebahnlinie von Veddel - später die [23] - hatte außerdem ab 30.07.1893 ihre Fühler über Lehmweg und Curschmannstr zum Eppendorfer Krankenhaus ausgestreckt. |
Der Grindelring wurde schon am 02.11.1894 als eine der ersten Linien elektrifiziert.
Da der Fahrdraht ja ohnehin über der Rothenbaumchaussee hing, folgte der
Alsterring bis Eppendorfer Markt schon am 10.11.1894.
Es gab also auf dieser Kreuzung die drei linienmäßig befahrenen Verbindungen Eppendorfer Baum - Eppendorfer Landstr, Lehmweg - Eppendorfer Baum und Lehmweg - Curschmannstr. |
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1895 - so zeigt dieser Plan links - war trotz des elektrifizierten
Grindelringes die Besiedlung am Eppendorfer Baum und am unteren Ende der
Curschmannstr noch sehr rudimentär. Das eigentliche Eppendorf begann erst
östlich der Haynstr. in Richtung Eppendorfer Markt. Immerhin waren zwischen
Lehmweg und Eppendorfer Weg (damals Goßlerstr.) schon die Grundstücksgrenzen
abgesteckt. Von Eppendorfer Baum zur Eppendorfer Landstr kurvte die spätere [18] um die Alster, vom Lehmweg zum Eppendorfer Baum kehrte der Grindelring (ab September 1900 durch die Linien [1] und [17] ersetzt). Die Verbindung Lehmweg - Curschmannstr führte die spätere Linie [22] ab 15.07.1898 zum Eppendorfer Krankenhaus. Wohl aber ist ein Gleis eingezeichnet von der Curschmannstr. zum Eppendorfer Baum. Zu vermuten ist, dass es vom Pfedebahn-Pendelwagen Eppendorfer Baum - Eppendorfer Krankenhaus benutzt wurde, bevor diese nicht elektrifizierte Reststrecke der [23] von der elektrischen Linie [22] abgelöst wurde. Vom Lehmweg zur Eppendorfer Landstr gab es noch keine Gleise. Sie wurden erst am 27.01.1898 gelegt für die spätere Linie [12]. |
![]() Postkarte aus der Sammlung Hans Rehders |
Eine Verbindung von Eimsbüttel nach Eppendorf erschien der HAT (Hamburg
Altonaer Trambahn) so lukrativ,
dass sie die Verlängerung ihrer Linie durch die Gärtnerstr. - die spätere
[16] - über Breitenfelder Str und Schottmüllerstr (früher auch Ericastr.) zum Eppendorfer
Marktplatz in das Auge fasste. Die Gleise wurden gelegt, aber östlich der
Curschmannstr nie von einer Linie befahren und 1902 wieder entfernt. Denn die
SEG baute zur "Abwehr" eine Strecke durch Bismarckstr und Lehmweg und leitete
so ihre Linie [12] zum Eppendorfer Markt. Immerhin diente die HAT-Strecke
durch die Breitenfelder Str bis Curschmannstr ab 01.06.1900 den Hoheluft-Linien
durch die Gärtnerstr als Verlängerung zum Eppendorfer Krankenhaus in den
Besuchszeiten. 1905 war - wenn man es mit der Karte von 1895 vergleicht - die Bebauung am Eppendorfer Baum schnell fortgeschritten. Außerdem erkennt man deutlich die Gleise von der Curschmannstr zum Eppendorfer Baum. |
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Diese Graphik aus einem Buch von G. Schimpff über die Hamburger Straßenbahn von 1903 zeigt die Planungen im Bereich Eppendorf. So sollen Lenhartzstr und Tarpenbekstr zu einem Straßenzug durchgebrochen werden. Dies wurde allerdings erst in den 1950-er Jahren realisiert. Auch die Stationen "Kellinghusenstr" und "Epppendorfer Baum" sollten zuerst an der Oderfeldstr zusammengefaßt werden und auf der Ohlsdorfer Strecke war eine Station "Hudtwalckerstr" noch nicht vorgesehen. Ob die Linie [12] nun bis 1903 - bevor sie bis zum Winterhuder Markt verlängert wurde - über Eppendorfer Landstr oder über Martinistr. fuhr, bleibt noch unklar. Die genauen Aufzeichnungen von E. Ihde meinen Eppendorfer Landstr, aber der Hamburger Reformkalender von 1903 und diese Zeichnung suggerieren doch eher eine Route über Martinistr. |
![]() aus Vermessungskarte 1:4000 Oktober 1911 |
Die Lenhartzstr. konnte noch durch unbebebautes Gebiet geplant werden (ebenso wie die Hochbahn von der Isestr zur Kellinghusenstr), aber an der Kreuzung Eppendorfer Baum / Curschmannstr / Lehmweg hatten sich doch schon die Häuser zu engen Reihen zusamengeschlossen. Leider lässt sich meine Vorlage nicht weiter vergrößern, aber man erkennt doch die Straßenbahnschienen als Verbindung ausgeführt von jeder der Zulaufstrecken zu allen anderen. Da die städtischen Vermessungskarten natürlich sorgfältiger ausgeführt wurden als die Stadtpläne privater Verleger, kann man zu dieser Darstellung auch mehr Zutrauen haben. In der Serie historischer Karten gibt der hamburger Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung einen Nachdruck dieser Karte 1:5000 von 1908 heraus (Bestellnummer N04 - 10 €). Hier kann man dann deutlich sehen, dass es eine eingleisige Verbindung von der Eppendorfer Landstr. in die Curschmannstr. gegeben hat. Das ist für den Verstärkerbetrieb für die Besuchstage beim Eppendorfer Krankenhaus von Bedeutung. |
Neben den im Text aufgeführten ständig fahrenden Linien gab es vor dem Ersten Weltkrieg auch noch Verstärkungsverkehr hauptsächlich durch die Linie [14] von Eimsbüttel nach Winterhude, zum Eppendorfer Krankenhaus oder sogar verlängert nach Ohlsdorf. 1910 bis vielleicht 1914 fuhr sonntags auch eine Linie [O] von Ohlsdorf nach Hagenbeck über Eppendorfer Landstr. und Lehmweg | Nach Gr. Borstel fuhren die Wagen bis 1944 über Eppendorfer Landstraße. Details sehen Sie im gesonderten Abschnitt "Strecken und Linien * geographisch" auf dieser Webseite. |
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Auch von Winterhude kam zu den Besuchszeiten im Krankenhaus eine Linie, ab
23.10.1910
die [15] und ab 01.01.1913 dafür die [25]. Wie sie das
Krankenhaus erreichte, ist unklar. Da aber auch die Linien [1] [6] und [9]
in dieser Zeit über Martinistr bis zur Schleife Eppendorfer Markt durchfuhren,
um Wendemanöver vor dem Krankenhaus bei dem starken Fußgängerverkehr zu
vermeiden, nimmt der Verkehrshistoriker Hermann Hoyer in einem Artikel der Hamburger
Nahverkehrsnachrichten an, dass die [15] bzw. [25] eine Schleife
Eppendorfer Landstr., Curschmannstr., Martinistr. gefahren wären. Das
scheint auch mir sehr wahrscheinlich.
Dieser Ausschnitt aus dem SEG-Verkehrsplan (Adler, 1913) zeigt allerdings wieder Fehler, obwohl doch extra für die Straßenbahnlinien konzipiert. Die Kurve der Linie [6] vom Lehmweg zur Curschmannstr. fehlt. Dafür ist eine Kurve von der Curschmannstr zur Eppendorfer Landstr. angedeutet, die eben der Schleifenfahrt der [15] und später [25] zum Krankenhaus gedient haben könnte. |
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Dieser Enoch-Stadtplan aus dem Jahre 1928 zeigt zwar die Hausnummern der
Hauptstraßen, die Straßenbahnen werden aber nur an den Endstellen bezeichnet. Die Verbindung Curschmannstr - Eppendorfer Baum ist noch eingezeichnet. Hierüber fuhr ab 01.07.1925 die [118] als Verstärker der [18] abweichend vom Linienweg der Stammlinie vom Eppendorfer Krankenhaus, ab 31.10.1925 vom Gleisdreieck Tarpenbekstr. Am 01.11.1926 endete dieser Service mit der Umleitung der [18] über Lehmweg, weil in der Rothenbaumchaussee der Hochbahntunnel gebaut wurde. Am 05.12.1927 kehrte die [18] auf den Eppendorfer Baum zurück. Eine Kurve Lehmweg - Eppendorfer Baum ist nicht mehr eingezeichnet, weil so keine Linie mehr fuhr. Auf dem Gleisplan von 1954 gibt es diese Verbindung aber immer noch und 1944 fuhr dort die [22]. Die Strichlinien und Strichpunktlinien bezeichnen die Omnibusse. [B] [E] und [V] enden an "unserer" Kreuzung. Der Hochbahntunnel zum Klosterstern ist in sehr großzügiger Kurve eingezeichnet. Wie man weiß, macht die Strecke ja eine scharfe Kurve bei der Isestr. weil sich die Anlieger der Oderfelder Str. gegen eine Trasse durch ihre Straße wehrten. |
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Dieser Elfha-Plan vom Herbst 1930 unterschlägt etwas Wesentliches,
nämlich die Kurve der [18] vom Eppendorfer Baum zur Eppendorfer Landstr.
Andererseits ist immer noch die Verbindung Curschmannstr - Eppendorfer Baum
eingetragen, obwohl kein Linienbetrieb mehr stattfand. So stellt sich natürlich
die generelle Zuverlässigkeit von Stadtplänen nach bestimmten Details der
Linienführung. Die Straßenbahn auf Stadtplänen ist ja immer nur Nebenzweck.
Ansonsten fahren immer noch die [8] nach Gr. Borstel und die [12] nach Winterhude in der Verbindung Lehmweg - Eppendorfer Landstr und die [24] über Lehmweg und Curschmannstr zum Gleisdreieck Tarpenbekstr. Sieht man auf die Martinistr, so könnte man gleuben, die Linien [1] und [14] würden ständig dort fahren. Tatsächlich geschah dies aber nach wie vor nur zur Besuchszeit im Krankenhaus am Nachmittag von Mittwoch und Sonntag. Ansonsten kehren diese beiden Linien seit dem 02.05.1927 um den Häuserblock Breitenfelder Str, Löwenstr, Martinistr und Falkenried. | ![]() |
Dieser Ausschnitt aus dem Verkehrsplan April 1939 der HHA zeigt
interessanterweise die Verbindungskurve von der Eppendorfer Landstr. in die
Curschmannstr., obgleich über diese Route kein Linienverkehr ging, sondern nur
der Krankenhaus-Verkehr vor dem Ersten Weltkrieg. Wir sehen die unveränderte [18] vom Eppendorfer Baum zur Eppendorfer Landstr. und die [3] und [8] auf dem geraden Weg von Lehmweg zur Eppendorfer Landstr. Linie [3] hatte am 01.11.1932 diesen Teil der Linie [12] ersetzt. Linie [24] bog vom Lehmweg in die Curschmannstr. Ihr Endpunkt beim Gleisdreieck Tarpenbekstr. ist gerade eben noch zu sehen beim "F" von "EPPENDORF". [P] [Q] und [R] sind Nachtbuslinien. Als ab 10.05.1940 die Straßenbahnen den Nachtbetrieb übernahmen, fuhren sie logischerweise über die Gleise im Lehmweg und der Bismarckstr.. |
Die Zerstörungen im Juli 1943 waren in Eppendorf nicht so gravierend wie in anderen Stadtteilen. Daher ist hier verhältnismäßig viel alte Bausubstanz erhalten, der dem Stadtteil gerade in der Gegend Eppendorfer Baum und Klosterstern einen gewissen Charme gibt. Doch ruhte der Straßenbahnverkehr hier ebenso wie im restlichen Hamburg. Ab Sonntag, den 25.07.1943 fuhr keine Straßenbahn mehr in Eppendorf. Schon am 12.08.1943 kam Linie [8] von Gr. Borstel über Eppendorfer Landstr. und Lehmweg wieder in Betrieb. Die [18] ab Eppendorfer Markt über die Eppendorfer Landstr. zum Dammtor folgte am 15.08.1943 |
Weil Grindelallee und Grindelberg unpassierbar war, leitete man ab 02.10.1943
die [22] von Schnelsen über Lehmweg und Eppendorfer Baum zur Innenstadt.
Hier kam also bis zum 21.01.1946 die alte Grindelring-Kurve zu neuen Ehren.
Am 03.11.1943 kam die [14] über Curschmannstr - Lehmweg dazu. Ab 24.01.1944 übernahm die [14] dann auch den Weg der [8] nach Gr. Borstel, so dass nach der Rückverlagerung der [22] nur noch die beiden Linien [14] und [18] an dieser Kreuzung aktiv waren. |
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Der Gleisplan von 1954 zeigt schon eingeschränkte Fahrmöglichkeiten. Auch als der Alsterring der [18] oben aufgeschnitten wurde und
die Linie in Gr. Borstel und Lattenkamp endete, blieb ihr Weg unverändert über
Eppendorfer Baum und Eppendorfer Landstr.. Nur nachts fuhr sie ab 01.11.1950 den
größeren Ring über St. Pauli und dann also über Lehmweg statt Eppendorfer
Baum. Die [14] kurvte vom Lehmweg über die Curschmannstr. zur Martinistr. Sie verließ am 24.09.1967 die Kreuzung und fuhr jetzt gemeinsam mit der [15] über Gärtnerstr.. Die Curschmannstr, Lehmweg und Bismarckstr. waren seitdem ohne Bahnbetrieb. Auch ein Bus kam nicht als Ersatz. Die erste Linie, die bei dieser Kreuzung vorbeikam, war auch die letzte Linie, die hier eingestellt wurde. Am 30.05.1969 endete der Betrieb der [18]. Nahezu 89 Jahre hatte sie die Kurve Eppendorfer Baum - Eppendorfer Landstr. befahren. Horst Buchholz * 01.08.2007 |