Haltestellenschilder 

Bis 1923 - als auch die Hamburg-Altonaer Zentralbahn als letzte unabhängige
Straßenbahngesellschaft von der HHA (Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft) übernommen wurde,
hatte jede Straßenbahngesellschaft ihre eigenen Haltestellenschilder.
In der Regel trug das Schild auch den Namen der Gesellschaft.
Bis 1951 verwendete die HHA dann ihre mehr neutralen Haltestellenschilder.
Dann wurden sie durch die heutigen Schilder nach Vorschrift der Straßenverkehrsordnung abgelöst.

Neben Isolatoren und sonstigem Installationsmaterial ist im Schaufenster
oder dem Ausstellungsstand der Firma Thode Ende des 19. Jahrhunderts auf der linken Seite ein
Sortiment mit Haltestellenschildern verschiedener Hamburger Straßenbahngesellschaften zu erkennen.
Als zweites Schild von oben liegt das der SEG (Straßen-Eisenbahn Gesellschaft - ab 1920 in der HHA aufgegangen),
darunter das der HAT (Hamburg-Altonaer Trambahn, 1900 in der SEG aufgegangen) und zuunterst das der
Zentralbahn (1923 von der HHA übernommen).

Photo kurz vor 1900 aus Sammlung Scott Feder

Dieses Schild der SEG an der Barmbeker Straße / Buchenstraße (nach Hinweis von Herrn Sellenschlo)
zeigt an, dass man hier in die Wagen der Straßen-Eisenbahn (SEG) einsteigen kann. Liniennummern waren bei diesen
Schildern noch nicht angebracht, obwohl es diese in Hamburg schon ab 1900 gegeben hat.
Mit der Übernahme der SEG durch die HHA (Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft) vor 1920
wurden diese Schilder durch die der HHA ersetzt.

Eines dieser Schilder der Straßeneisenbahn-Gesellschaft (SEG) ist sogar im Original erhalten.
Es lag jahrzehntelang neben dem Betriebshof an der Breitenfelder Straße in der Erde, bis es bei Arbeiten
zufällig ausgegraben wurde. So ganz ohne Beschädigungen hat das Schild nicht überlebt - eine Restaurierung 
wird angestrebt. Wie das spätere Schild der HHA ("Haltestelle der Straßenbahn")
ist dieses Schild schon 40 * 20 cm groß.

(Photo oben 27.02.2014 - Schild aus der Sammlung Scott Feder)

Inzwischen ist das Schild durch Herrn Ingo Mecker restauriert
und sieht dann so aus (Photo H. Buchholz 14.01.2015)

 

Dies ist das eigentliche Standardschild der HHA ab spätestens 1923.
Die Nummern der dort haltenden Linien waren mit einem kleinen runden Blechschild unten angehängt.
Immer zwei Schilder waren zusammen montiert, so dass von beiden Seiten das gleiche zu sehen war.
Auch die Liniennummer war von beiden Seiten aus sichtbar. Linien, die nicht ständig fuhren, galten in
Hamburg als sogenannte "rote" Linien. Am Wagen war die Liniennummer dann nicht schwarz auf weiß,
sondern weiß auf rot angezeigt. An den Haltestellenschildern waren diese Linienziffern mit roten Klammern umrahmt
[
so Saß, Hamburg, S. 141,1937,  StUB HH 1748/1]
(Photo eines Schildes aus der Sammlung Scott Feder)

   

Diese Photos eines Standardschildes zeigen die Anordnung der Liniennummern mit kurzen oder
längeren Haltelaschen, wenn die Haltestelle von einer Reihe von Linien bedient wird. Diese Konstellation zeigt
etwa die durch die Gr. Johannisstr. fahrenden Linien um 1925 - die Linien [13] und [17] fuhren erst ab 26.05.1925
gemeinsam über die Gr. Johannisstr, dafür war aber die [38] dort seit dem 15.08.1923 nicht mehr präsent
und die [37] fuhr 1925 nur noch zeitweise. Auch eine Liniennummer "oben" angebracht ist sonst unbekannt.
Diese Linienzusammenstellung ist also fiktiv und wurde durch den Sammler P. H. Lehne nur dekorativ zusammengestellt.
Sein Vater ein hatte Geschäft am Gr. Burstah. Das linke Schild symbolisiert die gedehnte Zahlgrenze
und das rechte Schild eine normale Haltestelle. 

Das Schild selbst ist 40 * 20 cm groß, der Rahmen, auf den von jeder Seite aus ein Schild
geschraubt ist und in den die Liniennummern gehängt wurden, steht auf jeder Seite einen Zentimeter über und ist
somit 42 * 22 cm groß. Der Durchmesser der Linienschildchen beträgt 9 cm, die Höhe der Liniennummern 5 cm.
Schilder und Linienanhänger waren aus emailliertem Metall.

(Photos zweier Schilder mit Anhängelaschen aus der Sammlung Scott Feder) 

)

Ein weiteres der bis 1951 verwendeten Haltestellenschilder der Hamburger Straßenbahn
- in der rot/weißen Version für gedehnte Zahlgrenze an der Strecke der Linien [16] und [31], also in Richtung Billstedt.
Bei einer punktuellen Zahlgrenze wäre das Schild auf ganzer Fläche rot. Oben in roter Tusche der Inventarvermerk
des Museums aus dem Jahre 1951.

Hier sieht man die ganze Angelegenheit noch einmal von der Querseite 
- der Rahmen, auf dem die Schilder beidseitig aufgeschraubt waren, hatte also eine gewisse Dicke.
Schmal hängen unten die Nippel mit der Liniennummer heraus und der mittlere verstärkte Teil ist
verbunden mit der Halterung, mit der die ganze Kombination am Haltemast befestigt war. 

(Schild im Museum für Hamburgische Geschichte, beide Photos H. Buchholz am 14.01.2009)

Haltestellenschild des VVM im Museum Schönberg Strand (bei Kiel) mit Hersteller-Aufdruck
der Emaillefabrik Kling & Bongartz in Hamburg Wandsbek. Bei dieser Variante ist der Randbereich weiß gelassen. 
(Photo 07.02.2009 - H. Buchholz)

Etwas unscharf, weil Photo vom Photo, aber erkennbar: Punktuelle Zahlgrenze mit Text
"Haltestelle und Zahlgrenze der Straßenbahn"  - der Grund des Schildes ist rot, die Schrift weiß.
Liniennummern fehlen bei diesem Beispiel

(Photo aus Sammlung Scott Feder)

Inzwischen ist auch von dieser Sorte ein Originalschild aufgetaucht.
Hersteller ist die Firma "Gladiator Email", Emaillierwerk Schulze & Wehrmann in Wuppertal 
 

(Photo H. Buchholz, 14.01.2015)

 

    

Links ein "normales" Schild an einem Beleuchtungsmast
- rechts ein spezielles Schild für den Nachtbus,
diese Linien führten einen Buchstaben am hinteren Ende des Alfabeths und die
Linienbezeichnung war am oberen Rand angebracht.

         

Bei mehreren Linien wurde der Platz manchmal eng.
Das Schild links der Doppelhaltestelle Gr. Bleichen auf dem Jungfernstieg trug die 12 Liniennummern
ausnahmsweise in eckigen Kästen, während die 7 Linien auf dem mittleren Schild konventionell angeordnet waren.
Linien 1, 4, 7, 9, 17, 25 und 40 fuhren 1932 vom Südende des Rathausmarktes Richtung Rödingsmarkt.
Hierbei fällt auf, dass die unteren drei Liniennummern nicht "auf Lücke" in die oberer Reihe
mit vier Nummern eingepasst wurde. Als dann 1933 die [40] in[12] umgenummert wurde hätte es allerdings wieder gepasst,
wenn die [12] zwischen [1] und [4] eingehängt würde.

Rechts ein Schild der Haltestelle Pferdemarkt (G.-Hauptmann-Platz) in der Mönckebergstr. um die gleiche Zeit
mit Linienlaschen für 12 Linien, die unter dem Schild eine Art Weintraube bilden.

Ein weiteres Photo (und ein Ausschnitt aus diesem Photo) einer Doppelhaltestelle
(Große Allee / ZOB in Richtung Billstedt - etwa von 1951 aus der Sammlung Juhre / Heiko Meusch)

zeigt noch einmal die "offizielle" Anordnung: Querschild "Doppelhaltestelle" ganz oben,
zwei Haltestellenschilder links und rechts zur Seite (!) - aber offenbar nur an einem hängen die beiden
Liniennummern [16] und [31]. Tja - zwei Haltestellenschilder seitlich längs gaben eben das Bild der Doppelhaltestelle,
während bei der Einzel-Haltestelle das Haltestellenschild quer angebracht wurde. Der Beiwagen fährt übrigens
auf dem Gegengleis Richtung Steintorbrücke.

Das untere Photo mit dem V1-Wagen 2044 der Linie [28] von 1938 auf dem Rathausmarkt zeigt am Heck
des Triebwagens leider nur den rechten Teil dieser Anordnung der Schilder der Doppelhaltestelle - dafür aber mit
(soweit erkennbar) 7 Linien - es müssten die [8], [16], [18], [22] und [28] als ständige Linien sein und
die [2] und [11] als zeitweilig verkehrende. Damals residierte die Hongkong und Shanghai Banking Corporation (HSBC)
in dem Eckhaus am Plan.

Auch wenn diese Art der Schilder schon seit 1938 auf die "späteren "Normschilder"
hätten umgestellt werden sollen, so wurde doch kriegsbedingt und aus Materialmangel auch noch die 1948 nach Bramfeld
eröffnete Strecke mit diesen Haltestellenschildern ausgestattet. Durch die Kriegszerstörungen 1943 waren viele
Straßenbahnstrecken stillgelegt und die Haltestellenschilder dieser Linien standen ja quasi zur Verfügung.

Zum Vergleich Berlin: In der kriegszerstörten Stadt sahen damals die Schilder durchaus ähnlich aus

und in Wien gibt es immer noch diese typischen Schilder (April 2014 - Simmeringer Hauptstraße)

 

2019 bekannt geworden ist dieses Schild der Altonaer Omnibusgesellschaft VAGA aus den 1930-er Jahren
in der exotischen Farbgebung blau auf orange. Bei einem Photo in schwarz-weiß hätte man dies kaum vermutet.
Es ist etwas größer als die Straßenbahnschilder - wohl damit es mehr auffällt (Sammlung Scott Feder)

Der Verfasser dankt Herrn Scott Feder für das Überlassen seiner Sammlungsstücke für die Photos auf dieser Webseite

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